Hoher Besuch in Anklam: Stadt feiert Franziskus von Assisi
PeeneburgKurier: Guten Morgen, Herr Franziskus, konnten Sie sich schon erholen? Sie haben ja zwei aufregende Wochen hinter sich.
Franziskus: Das kann ich Ihnen wohl sagen! Ich kam ja nach Anklam, um die verfallene Kirche wieder aufzubauen. Von Italien aus ist das schon eine ganz schön aufwendige Anreise! Und in welchem Zustand mich die alte Stadt und das Gemäuer erwarten würden, wusste ich ja auch nicht. Aber ich hatte ja bei San Damiano schon Erfahrungen gesammelt.
PeeneburgKurier: Sie sind mit der Bahn angereist?
Franziskus: Nein, die war so voll. Viele Menschen mit bunt bemalten Gesichtern schwenkten Fahnen und hielten Bälle in den Händen. Manche riefen etwas von Handelfmeter, aber das sahen wohl nicht alle so.
Nein, ich bin die weite Strecke zu Fuß angereist. Schon im vergangenen Sommer plante ich, mich auf den Weg nach Anklam zu machen. Mir war zu Ohren gekommen, dass es dort eine Kirchengemeinde und eine Schule gäbe, die sich für mich interessierten. Dass dort Kinder wären, die sich begeistern lassen wollten von meiner Idee, alles, was wir haben, miteinander zu teilen.
PeeneburgKurier: Das war sicher eine beschwerliche Reise?
Franziskus: Das war es. Aber ich hatte auch viel Unterstützung. Aus Anklam erreichten mich immer wieder Briefe, wie sich die Kinder auf meine Ankunft vorbereiteten. Sie haben immer wieder meine alten Geschichten erzählt, haben Lieder und Tänze für ein Fest in der Stadt eingeübt und die Kirchengemeinde hat ein Fest mir zu Ehren vorbereitet.
Obwohl, eine merkwürdige Situation habe ich unterwegs doch erlebt, die mich nachdenklich gemacht hat. Ich habe auf meiner Reise von Italien nach Deutschland viele Menschen getroffen. Ich war ja auch recht lange unterwegs. Ich kam eines Abends in ein kleines Dorf. Die Straßen waren ziemlich leer, kaum jemand war zu sehen. Aber bei denen, die ich traf, spürte ich ein Unbehagen, wie ein Misstrauen. Die Leute hatten offensichtlich vor etwas Angst.
PeeneburgKurier: Die Menschen hatten Angst vor Ihnen?
Franziskus: Das kann ich Ihnen gar nicht so genau sagen. Sie wussten es auch nicht richtig. Manche haben mich gefragt, woher ich komme. Und warum ich unterwegs bin. Als ob sie schlechte Erfahrungen mit Reisenden gemacht hätten.
PeeneburgKurier: Hatten sie denn schlechte Erfahrungen gemacht?
Franziskus: Ich denke, sie hatten Angst vor dem Unbekannten. Das hat sie unsicher gemacht. Mich erinnert das an die Geschichte mit dem Wolf, damals in Gubbio. Die Leute in Gubbio hatten auch Angst vor dem Wolf, von dem sie sich bedroht fühlten. Ich konnte Ihnen damals zeigen, dass der Wolf ungefährlich wurde, wenn sie mit ihm reden und mit ihm zusammenleben wollen. Das war für alle sicher nicht leicht. Für den Wolf nicht und für die Menschen in Gubbio auch nicht. Aber nur so konnten sie lernen, sich gegenseitig zu vertrauen. Und nur so wurden sie gegenseitig füreinander ungefährlich,
PeeneburgKurier: Nach Anklam kamen Sie dann vor etwa zwei Wochen?
Franziskus: Ich war richtig begeistert von der Stadt. Sie war gar nicht so verfallen, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Auch die Kirche war in einem recht passablen Zustand. Ich kam am Dienstag, den 09. Juli, in der Stadt an. Es war noch früher Vormittag. In der Kirche hatten sich viele junge Kinder und auch viele ältere Leute versammelt, um von mir und meinen Geschichten zu hören. Das war schon sehr beeindruckend für mich. Zu sehen, dass meine Ideen nicht verloren gegangen sind. Und die Schüler:innen Ihrer Schule haben von meinem Leben gespielt, gesungen und erzählt. Auch am folgenden Freitag trafen sich wieder viele Menschen in der Kirche. Mich hat es richtig froh gemacht zu sehen, wie sehr es Ihren Schüler:innen gelungen ist, verschiede Menschen mit meinen Geschichten zusammenzubringen und zu erreichen.
PeeneburgKurier: Und gestern soll die Kirche so voll gewesen sein, dass sogar Leute stehen mussten, weil kein Platz mehr frei war?
Franziskus: Das war beeindruckend! So viele Leute habe ich schon lange nicht mehr in der Kirche gesehen! Sogar hinten und in den Seitengängen standen die Menschen und lauschten gespannt, was Ihre Schüler:innen zu erzählen hatten. Ein richtiges Fest! Ein Fest, das Menschen zusammenbringt und Ängste überwindet. Ein ganzer Nachmittag zum gemeinsamen Feiern, Reden und Sich-näher-kommen. So hatte ich mir das auf meiner Reise gar nicht träumen lassen. Ich reise sehr glücklich aus Anklam wieder ab.
PeeneburgKurier: Sie gehen wieder zurück nach Italien?
Franziskus: Ich werde auf jeden Fall weiterziehen. Ich habe das Gefühl, dass mich die Menschen auch heute noch brauchen. Und mal sehen, vielleicht schaue ich auch bei den Leuten in dem kleinen Dorf nochmal vorbei, von dem ich Ihnen erzählt habe. Mag sein, dass inzwischen ein paar mehr von ihnen miteinander reden.
PeeneburgKurier: Und wie behalten Sie Anklam in Erinnerung?
Franziskus: Als einen freundlichen Ort, an dem man zusammenkommen und miteinander sprechen kann. Über das Gute, das uns verbindet und über das, was uns unsicher macht. Als einen Ort, an dem Menschen es wagen, Neues auszuprobieren und alte Geschichten nicht zu vergessen.
PeeneburgKurier: Wir danken Ihnen, dass Sie uns besucht haben und wünschen Ihnen eine gute Reise!